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General-Anzeiger: Porträt von TuS-Trainer Zamani
Hennefer hat zwei Jahrzehnte lang hauptberuflich als Trainer gearbeitet

Als Jugend- und Senioren-Fußballtrainer hat der Hennefer Eskandar „Essi“ Zamani in drei Jahrzehnten viele Meistertitel errungen und Aufstiege gefeiert. Gut 20 Jahre war er hauptberuflich als Coach im Einsatz. Sein größter Erfolg: Zweitligameister in Luxemburg an der Seite von Dino Toppmöller.

Ein bisschen Wehmut schwang schon mit, als er den alten Weggefährten kürzlich im Fernsehen sah. Ganz unaufgeregt stand Dino Toppmöller da an der Seitenlinie und dirigierte die Besten der Besten. Als Vertreter des coronainfizierten Julian Nagelsmann coachte der Assistenztrainer den deutschen Fußball-Rekordmeister FC Bayern München in der Champions League gegen Benfica Lissabon. Eskandar Zamani saß daheim in Hennef vor dem TV und fieberte beim 4:0-Erfolg mit. „Ich habe mich wahnsinnig für Dino gefreut“, sagt Zamani. „Er ist menschlich ein toller Typ, unheimlich fair und nett. Und fußballerisch unglaublich kompetent.“

Mit Dino Toppmöller befreundet
Zamani muss es wissen, schließlich verbindet den 46-Jährigen eine lange Freundschaft mit dem Co-Trainer der Bayern. Gemeinsam machten die beiden in der Sportschule Hennef den Trainer-A-Schein, gemeinsam trainierten sie in der Saison 2014/15 einen Zweitligisten in Luxemburg und führten diesen in die erste Liga. Toppmöller, dessen Vater Klaus einst überragender Goalgetter beim 1. FC Kaiserslautern war und unter anderem Eintracht Frankfurt und Bayer 04 Leverkusen äußerst erfolgreich in der Bundesliga trainierte, fungierte als Spielertrainer von Benfica Hamm. Zamani coachte das Team an der Linie. „Wir haben uns einfach perfekt ergänzt“, sagt Zamani. Am Ende standen der souveräne Meistertitel in der Ehrenpromotion und der Aufstieg in die BGL Ligue, die höchste Spielklasse des Großherzogtums.

Für Zamani war es der bisher vielleicht größte Erfolg seiner Trainerkarriere. Aber bei Weitem nicht der einzige. Denn Meistertitel und Aufstiege hat er in mittlerweile 30 Jahren als Jugend- und Seniorentrainer reichlich gesammelt, größtenteils jedoch auf niedrigerem Niveau als der 2. Liga.

Im Fußballkreis Sieg ist der in Pinneberg geborene Deutsch-Iraner (Mutter aus Westfalen, Vater aus Teheran) jedenfalls praktisch jedem Kicker bekannt. Schließlich hat er im Kreis schon bei zahlreichen Clubs als Trainer oder Spielertrainer gearbeitet. FC Hennef 05, JFV Siebengebirge, SV Allner-Bödingen, TuS Oberlar, SV Kriegsdorf, 1. FC Niederkassel, FV Bad Honnef II, FV Erpel im Kreis Westerwald/Wied sowie aktuell der TuS Asbach sind nur ein paar seiner Stationen im Senioren-Bereich.

Parallel dazu war Zamani immer als Jugendtrainer aktiv, häufig bei mehreren Clubs gleichzeitig. „Ich habe mich mit 23 Jahren entschlossen, mein Hobby zum Beruf zu machen“, sagt der Hennefer. Zuvor hatte er bei TuRa Hennef immerhin Verbandsliga gespielt. 2002 gründete er gemeinsam mit Investor Helmut Rüßmann die Jugendfußballschule Hennef – ein Trainingszentrum, in dem Jugendspieler aus der gesamten Region mit großem Erfolg ausgebildet wurden. Zamani, der von seinen Freunden und Mitstreitern stets Essi genannt wird, war zehn Jahre lang für das komplette sportliche Konzept zuständig und gab natürlich auch selbst Trainingsstunden.
Unter anderem einem damals zehnjährigen Jungen namens Rudolf Gonzalez. Dessen Mutter Elke hatte es Essi schnell angetan, 2010 wurde geheiratet. Und Gonzalez? Wurde nicht nur familiär, sondern auch sportlich zum Ziehsohn des Hennefers. „Essi hat mir eine Menge beigebracht und stand mir immer voll zur Seite“, sagt Gonzalez, der in der Juniorenzeit bei Bayer Leverkusen und St. Pauli spielte und heute einer der Leistungsträger beim Bonner SC in der Regionalliga West ist – und der darüber hinaus auch noch zum Nationalspieler der Dominikanischen Republik avancierte.

Den Sprung in die Beletage des Fußballs hat Zamani selbst auch geschafft. 2011 bekam er das Angebot als Torwarttrainer beim Frauen-Bundesligisten SC 07 Bad Neuenahr. Drei Jahre später rief Toppmöller ihn nach Luxemburg. Dass das Engagement im Nachbarland nach nur einer Saison endete, lag an der weiten Fahrstrecke von 230 Kilometern. „Der Aufwand war zu groß, auf Dauer hat sich das nicht gelohnt“, sagt Zamani. Stattdessen arbeitete er als Personal Trainer für Spieler aus Japan und Australien, die in Deutschland eine Profikarriere anstrebten. 2018 sicherte sich schließlich Bayer 04 Leverkusen seine Dienste als Co-Trainer der Frauen-Bundesligamannschaft. Als Cheftrainerin Verena Hagedorn krankheitsbedingt in den letzten acht Saisonwochen ausfiel, sprang Zamani als Coach ein – und sicherte mit dem Aufsteiger am letzten Spieltag durch einen 2:1-Sieg gegen die SGS Essen noch den Klassenerhalt.

Angebot aus Australien abgelehnt
Ein Angebot aus Australien, den dortigen Zweitligisten Gold Coast Knights als Trainer und Manager zu übernehmen, lehnte Zamani im Sommer 2019 ab. „Zum Glück“, sagt er heute. „Ich hätte nicht während Corona in Australien sitzen wollen.“ Die Pandemie war es auch, die ihn nach 22 Jahren Selbstständigkeit als Fußball-Trainer wieder in einen „normalen Beruf“ zurücktrieb. Heute arbeitet er als Lagerleiter bei dem Gasgrillhersteller Broil King in Eitorf. Und so ganz nebenbei trainiert er noch die U15-Junioren des Bonner SC, die in der Rückrunde in der Mittelrheinliga antreten werden.

Ob er aber noch einmal hauptberuflich in den Trainerjob einsteigt, weiß Zamani nicht. „Es gab ein paar Anfragen aus der Oberliga, aus der Frauen-Bundesliga und aus dem Ausland. Aber da müsste schon ein richtig gutes Angebot kommen“, sagt er. Und wenn nicht, dann wäre das auch nicht so schlimm.
Denn: „Ich habe durch den Fußball sehr viel erlebt“, sagt der 46-Jährige. „Ich habe viel Zeit in den Fußball investiert – und unheimlich viel dafür zurückbekommen.“

Tobias Schild (GA v. 08.01.2022)

11.01.2022 10:09:43
Karl Meidl
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